Rokko Ramirez - No World Order (Vinyl)

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Rokko Ramirez hat sich getraut und ist eine Ehe mit seiner eigenwilligen lyrischen Ader eingegangen. Aus seinen Gedanken über den Ersten Weltkrieg, den seine Verwandten noch selbst miterlebt haben, hat er gemeinsam mit Lenny Sharkov Lieder geschrieben, die bislang ihresgleichen suchen. Jeder Text ist ein in sich geschlossenes lyrisches Gedicht, von Eve von Klehi stimmlich aufs Band gebracht.

Rokko Ramirez spielt alle Gitarren und Bass selbst und wird von Lenny Sharkov im Programming unterstützt. Aufgenommen von Lenny Sharkov und gemastert von Mike Wolff walzt eine bombastische Klangkulisse auf den Hörer zu. Somit ist ein Werk entstanden, das die Grenzen des modernen Metal überschreitet und dessen Idee und Umsetzung sich von einem Weltkrieg und dessen 1oojährigem Ende bis in die Moderne fortpflanzt.

In einem Song hat Rokko Ramirez sich selbst einen langjährigen Wunsch erfüllt und DAS Gedicht schlechthin von Georg Trakl vertont. Von Anfang bis Ende des Albums zieht sich ein blutig roter Faden, der an den Grausamkeiten des Krieges hängt, sie nicht nur streift. Die Ordnung dabei ist, dass es keine Ordnung gibt. Nicht für Text und Musik. Nicht für die Welt. Und das ist eben Programm.

NO WORLD ORDER

Das Ganze ist ein Blick in die menschliche Seele, in ihrer gesamten Grausamkeit bis hin zur totalen Verwünschung. Daraus ist ein Konzept entstanden, das so intensiv anfangs gar nicht geplant war. Beeinflusst durch den gewaltigen Wiener Expressionismus eines überforderten Georg Trakl hat sich ein Stein zum anderen gesellt – ein katastrophales Kunstwerk und aktueller denn je.

Rokko Ramirez zu den Titeln:

A CALL TO ARMS I & II

1914. Ein wunderschöner Sommer liegt hinter uns, der Verwesungsgeruch des Herbstes ist noch nicht in Sicht. Nur noch schnell EIN kleiner Krieg und dann ist alles wieder gut. Man hat ja schließlich gerne Feinde. Legitim.

RETROGOTT

1914. 1915. Das Schlachten hat begonnen. Trakl spricht bewusst von einem zürnenden Gott. Der Schrecken mündet rasant in totaler Verwesung… die blutenden Häupter der unzähligen gefallenen Soldaten klagen an. Religion an sich und der damit verbundene Gott bringt nicht immer nur Heil, ähnlich dem Kriegsgott Mars vernichtet er in unbegreiflicher Brutalität. Der Herbst ist angekommen.

ISONZO

Zwölf Schlachten von 1915 bis 1917. Mein Urgroßvater war Lokführer und hat Züge mit Kaiser Karl I. gefahren. Einige weitere Familienmitglieder wurden zum österreichisch- ungarischen Heer eingezogen. Einsatz von Giftgas durch Österreich-Ungarn ab Sommer 1916 bis Juni 1918. Italienisches Soldatenlied „O Monte Nero … Verräter meiner Jugend“. Kein Zuspruch wichtiger Gebiete Dalmatiens an Italien, somit teilweise Wegbereiter des Faschismus in Italien.

SARIN

Die Verbindung zwischen einst und jetzt. Eine Zeitmaschine. Chem. Kampfstoff aus der Phosphonsäureester Gruppe. Ein Beispiel für die Gasmasken in den Grafiken. Zwar erst in den 30er Jahren in Deutschland synthetisiert aber noch bis heute auf Lager bzw. in Gebrauch. Etwa in Großbritannien, USA, Sowjetunion, Irak, Japan, Syrien. Farblos, nahezu geruchlos, leicht flüchtige Flüssigkeit. Ganzkörperschutzanzug und Atemschutzmaske nötig, da der gesamte Körper als Angriffsfläche dient.

GRODEK

Letztes Gedicht von Georg Trakl nach dem Gemetzel zwischen den Armeen Österreich-Ungarns und Russland am Kriegsschauplatz in der heutigen Ukraine 1914. Die unbeherrschbare Situation führt zu einem gescheiterten Suizidversuch, der später doch in einem mysteriösen, ungeklärten Tod durch eine Überdosis Kokain mündet.

NO WORLD ORDER I & II

Es gibt keinen gerechten Krieg. Weder damals noch heute. Weltordnungen bzw. deren Versuche, sich mit Gewalt durchzusetzen, scheitern immer. Keine Ordnung im Namen von Millionen Toten. Krieg ist der zweite Grund allen Übels. Der erste ist der Mensch.


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